Heftcovers mit Canon imagePRESS: Finessenf�r den geneigten Betrachter

MARTIN SPAAR Für die Produktion der beiden Covers dieser Ausgabe konnten wir die Kasimir Meyer AG als Partner gewinnen, welche als einer der ersten grafischen Betriebe in der Schweiz ein C7000VP-Digitaldrucksystem von Canon im Einsatz hat. «Kasi» nimmt für sich in Anspruch, das ganze Dienstleistungsspektrum rund um individualisierte Drucksachen aus einer Hand anbieten zu können, inklusive Bilderpersonalisierung.

Damit hatte Ralf Turtschi bei der Konzeption des Covers diesmal besonders viel Spielraum: Es sollte ein personalisierbares Bild im Vordergrund stehen; und zwar nicht einfach eines aus einer Bilddatenbank, sondern eines, welches ein Kunde wie Publisher zu Kasi bringt, um eine Personalisierung zu schaffen, die es sonst nirgends zu kaufen gibt. Da Ralf Turtschi immer seine Digicam (Nikon Coolpix 5100) mit dabei hat, bot ein Winterspaziergang Anfang Jahr auf dem Horgenberg Gelegenheit zur Aufnahme des Frontbildes mit dem Raureif bei bedecktem Himmel. Eine Woche später fotografierte Turtschi den gleichen See (Horgener See), aber bei Sonnenschein und langen Schatten.

Diese beiden Aufnahmesequenzen standen als Basis zur Verfügung. Die erste Personalisierungsidee entstand, die als Briefing an Kasi übermittelt wurde. Die Aufgabe bestand darin, eine Bildpersonalisierung mit Vornamen zu schaffen, die aber nicht plakativ wirken sollte: Der Abonnent solle seinen Namen erst auf den zweiten Blick erkennen. Die ersten Umsetzungen entsprachen nicht ganz den Vorstellungen des Gestalters: Es wurden Gross- und Kleinbuchstaben eingesetzt, die sich mit ihren kleinen Innenräumen weniger gut eigneten und das Erkennen des Namens zu schwierig gestalteten. Aber Korrekturen sind ganz normal! Schon die zweite Umsetzungsvariante konnte mit kleinen Anpassungen gebraucht werden.

Das Bild mit den beiden Menschenschatten stand Kasi für die Eigenwerbung auf der zweiten Umschlagseite zur Verfügung. Die Kommunikationsidee: Handshake zwischen dem Kunden und dem Druckdienstleister. Die Umsetzung mit Text und Bildpersonalisierung lag hier ganz in den Händen des Kasi-Teams. Neben der Bildpersonalisierung wird der Kunde hier auch im Text persönlich angesprochen. Dabei gibt es je unterschiedliche Textvarianten bei Heften an Firmen- und an Privatadressen.

Schutzumschlag mit kantonalem Formenspiel

Ein zusätzlicher Schutzumschlag sollte sich wie Raureif auf das Cover legen, die Transparenz des Papiers das diffuse Licht der Aufnahme aufnehmen. Für die Grafik verwendete Turtschi auf der swiss publisher CD enthaltene Cliparts der Schweiz mit ihren Kantonsgrenzen. Die einzelnen Kantone wurden als andere Schweiz aufgemischt und so platziert, dass es neue Innen- und Aussenformen gibt. Das Muster der Farbflächen ergibt ein neues Bild. Die zwei Einzelbilder und die Kombination davon spielen ineinander. Über die Seen findet die Identifikation statt, man erkennt etwas – und entdeckt dann plötzlich einzelne Kantonsumrisse. Die Kantone sind spiegelverkehrt auf die Innenseite gedruckt, die Texte auf die Aussenseite. So solle eine zusätzliche Transparenz entstehen. Den roten Stern hat Turtschi augenzwinkernd geografisch auf Winterthur gelegt, das neue «Publishing-Epizentrum» der Schweiz. Hier findet diesen September schliesslich die erste «Swiss Publishing Week» statt (siehe www.indesign-konferenz.ch).

Der Publisher-Schriftzug ist im Illustrator adaptiert und mit einem 3D-Touch versehen. Wer die einzelnen Buchstaben genauer betrachtet, stellt fest, dass es Kippfiguren sind. Die Perspektive kippt, je nachdem, welchen Buchstabenteil man fixiert. Auch hier sollen all jene mit einem Effekt «belohnt» werden, die sich die Mühe nehmen, solche Finessen zu entdecken.

Seidenmattes Mega Silk

Die beiden Cover-Papiere wählten wir aus dem breiten Sortiment von Antalis speziell für dieses Projekt aus. Der Schutzumschlag stammt aus der Translucents-Gruppe der Curious-Kollektion von Arjowiggins. Viele Leser werden sich an das Gummi-Cover der Ausgabe 5-06 erinnern, welches ebenfalls aus dieser Kollektion stammt.

Beim Cover selbst fiel der Entscheid auf das Mega Silk, welches uns mit seiner seidenmatt gestrichenen Oberfläche für die Winterstimmung mit dem gefrorenen See besonders passend schien. Mit diesem Sujet ergab sich eine Aufgabenstellung, bei der das Canon-Digitaldrucksystem eine seiner besonderen Stärken ausspielen konnte: Der neuentwickelte V-Toner lässt die C7000VP zusammen mit einer speziellen Fixiertechnologie eine offsetähnliche Bildanmutung erreichen. Das heisst, der Tonerauftrag passt sich dem Druckmedium an und wirkt brillant auf Glanzpapieren und matt auf matt gestrichenen Papieren. Besonders Letzteres bereitet vielen Digitalsystemen Mühe.

Bei unserem winterlichen Stimmungsbild meisterte die Canon C7000VP diese Herausforderung sehr gut. Der leichte Seidenglanz auf dem sehr glatten Papier gibt dem Bild eine gewisse Brillanz, ohne aufdringlich zu wirken. Ebenfalls dem feinen V-Toner sowie einem Zwillings-Rotlaser mit 1200 dpi Auflösung verdankt das Canon-Digitalsystem die gute Detail- und Lichterzeichnung, welche in unserem Titelbild bei den mit Raureif belegten Bäumen sehr schön zum Tragen kommt.

Aufwändige Produktion

Die Produktion der Covers stellte Kasi nicht nur bezüglich der Auflage und des engen Zeitrahmens vor hohe Herausforderungen. Bei der Bildpersonalisierung galt es, die Perspektive richtig hinzukriegen und mit einer unregelmässigen Verteilung der weissen Eisstrukturen (Schneehäufchen) eine fotorealistische Wirkung zu erzielen. Dazu wurde jeder Buchstabe aus einer Auswahl von 16 unterschiedlichen Schneehäufchen für jeden Namen neu gerechnet. Kasi setzt bei der Bildpersonalisierung auf die Software DirectType, welche zusammen mit dem imagePERSS-System von Canon implementiert wurde.

Die beiden personalisierten Bilder (Front und zweite Umschlagseite) beanspruchen je Datensatz 11 MB an Speicherplatz. Insgesamt fielen bei der Produktion der Covers rund 300 GB an Daten an, welche aber vom System problemlos verarbeitet werden konnten. Die Rechenzeit für die Bildpersonalisierung der rund 6000 adressierten Covers betrug zweieinhalb Stunden, die für das Zusammenführen der Text- und Bilddaten nochmals rund zwölf Stunden. Die Netto-Druckzeit für die je rund 10000 Transparentumschläge und Covers – also total 20000 Bögen A3+ beidseitig – betrug knapp über dreissig Stunden.